100 Hundertjährige Deutschlands aus alter und neuer Zeit.

Daß eine Frau mit 101 Jahren noch einen Berg besteigt, ist gewiß ein seltener Fall von Rüstigkeit. Diese Leistung hat vollbracht

78) Frau Marie Anne Pech

in Waltersdorf bei Zittau.

Sie wurde geboren am 18. Mai 1833 in Hermsdorf in Österreich, jetzt C.S.R. Eltern ?

Ihre Eltern waren Webersleute, welche nebenbei die Kräuterheilkunde betrieben, mit der sich später auch Frau Pech befaßte. Sie hatte einen großen Kreis von Patienten, welche sich von Ihre schröpfen und Brüche einrichten ließen. Diese Tätigkeit übte sie bis zu Ihrem 90. Lebensjahre aus. Sie behandelte jedoch alle Kranken kostenlos, so daß sie keinerlei geldlichen Vorteil davon hatte und in ärmlichen Verhältnissen weiterlebte.

Im 85. Lebenjahr erlitt sie einen Unfall, bei dem sie das rechte Auge einbüßte. - Sie war mit ihren 101 Jahren nach wie vor geistig sehr rege und hatte noch volles, ziemlich schwarzes Haar. Auch konnte sie noch Holz hacken und Gartenarbeit verrichten.

Eine Tante der Frau Pech, Schwester ihres Vaters, ist etwa 1905 im Alter von 105 Jahren gestorben.

Der Berg, den sie im Sommer 1934 zum erstenmal in ihrem Leben bestieg, war die Lausche, im Lausitzer Gebirge, an der sächsisch- böhmischen Grenze, 796 Meter hoch. Sie legte diesen Weg, allerdings mit Hilfe von 2 Stöcken, in mehrstündigem Marsch zurück und hoffte, auch im folgenden Sommer diesen Ausflug wiederholen zu können.

Frau Pech starb am 8.August 1935. Sie hatte das Unglück, infolge ihrer nur leichten Schwerhörigkeit von einem Zuge überfahren zu werden.


Hugo Scharffenberg
1936

Familenarchiv PECH   QK-0049