Sauerwitz (Zabřice), Pfarre.
Kirchliche Topographie von Maehren
Von Gregor Wolny, 1793-1871

D. Sauerw. liegt 1 1/2 Ml. ssö. von Leobschütz, und bildet allein das Kirchspiel mit 1255 Katholiken und 1 Akatholiken deutsch. Sprache. Bei 236 Schulkinder.

Patron: Die Gemeinde Sauerwitz.
Domin.: Sauerwitz; Regierungsstellen zu Oppeln, Kreis Leobschütz,Post zu Leobschütz.
Pfarrer: seit 29. Nov. 1835 Herr Johann Bernard, geb. zu Badewitz 1805, ordin. 1830.

Die Pfarrkirche zu den hl. Fürstenaposteln Peter und Paul steht auf dem ummauerten Friedhofe am Ende des D. gegen das D. Soppau, ist fest gebaut, aber nur 7 1/4 schles. Ruthen lang und 3 Ruthen breit, gehört zu den alten; da sie aber bereits 1583 auf Kosten des Gutsherrn Georg Prußkowsky v. Prußkau reparirt 3), die frühere mit Breterdecke versehene Navis aber im J. 1754 gewölbt wurde, so mochte das meiste Alterthümliche, die auswärtigen Stützpfeiler etwa ausgenommen, beseitiget worden sein. Sie ist nur benedicirt, und es sind darin 3 einfache Altäre (auf den Seiten der privilegirte zur Mutter Gottes vom Berge Karmel, und der zum hl. Johann v. Nepom.), einige ausgetretene Grabsteine, ein hl. Kreuzweg mit 14 Stationsbildern, und auf dem Chor 1 kleine Orgel ohne Pedale. Der Hochaltar wurde s. 1838 neu aufgestellt und die Seitenaltäre erneuert und staffirt, was, sowie die Neubedachung des 1824 durch Blitzstrahl beschädigten Thurmes, auf Kosten der Kirche (420 Thlr.) geschah. Das Gewicht der 3 Glocken beträgt 7 Ct. 60 Pfd. (1825 übergossen, 1655 neu gegossen), 6 und 1 Ct. An Silber gibt es 1 Monstranze von 4 Pfd. 19 Lth. (Geschenk des Graf. A. v. Smeskal 1737), 1 Ciborium von 2 Pfd. 22 Lth. (Geschenk der Gfin. Juliana v. Wengersky, geb. Gfin. v. Herberstein 1688), 1 Kelch mit Patene von 1 Pfd. 21 Lth., und Meßkännchen sammt Tasse. Die Meßkleider wurden s. 1820 mit 4 neuen Kaseln vermehrt. Im J. 1820 besaß die Kirche an Capitalien 1629 Rthlr. 19 Sgr., hat aber keinen Grundbesitz, noch bezieht sie Zinse.

Pfarrbestiftung. Dazu gehört 1/2 Hube Aecker in 3 Feldern von 20 Scheffeln Großmaß, dann 1 Säegarten von 1 1/2, Scheff. und 1 Kieferbusch von 75°; ferner 1 Wiese von 3 Vierteln 2 Metz. Großmaß (dafür jährl. einige Geldleistung, und der (meist ausgeholzte) s. g. Pfarrwald von 2 Vierteln 2 Metz.; an Zehent jährl. 19 Scheff. 12 Metz. Korn u. so viel Haber, dann von gutsherrl. Aeckern 6 Scheff. Korn, so viel Haber Großmaß; Tischgroschen bei 2 Rthlr. 25 Sgr., Koleda 6 Rthlr. 3 Sgr., Opfergänge 2 Rthlr. 20 Sgr.,und 4 ssk. 42 Stk. Eier. Kaplangeld (zum Pfarrgehalt eingerechnet) jährl. 37 Rthlr. 10 Sgr.

Das ebenerdige solide Pfarrhaus enthält 5 Zimmer und wurde 1850 mit Schiefern gedeckt; die Wirtschaftsgebäude hat man theils im J. 1848, theils 1858 auf Kosten des Dominiums, der Kirche und Gemeinde (1152 Rthlr.) neu aufgebaut.

Geschichtliches. Von dieser gewiß alten Pfarre weiß man zwar bisher nichts Gewisses, jedoch läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß sie s. etwa 1530 eine Beute der Irrlehre, nach erfolgter Gegenreformation aber zu Bladen commendirt wurde, bei welcher Pfründe sie jedoch bestimmt erst seit 1657 erscheint, und bis 1802 dabei verblieb. - Zwischen 1672 u. 1691 kannte man den Titel der nur im Priesterchor gewölbten und mit 1 Altar versehenen Kirche nicht mit Gewißheit; sie hatte an Silber 1 vergold. Kelch, 1 Ciborium u. 1 Hostienbüchse, dann Taufbrunnen, 6 Kaseln, 3 Glocken und, weil ohne Besitz, wurde sie von den Pfarrlingen u. aus dem Säckel erhalten, sowie das Pfarrhaus, welches aber, sammt 1 großen Garten, die Gutsfrau, verwitw. Gfin. v. Wengersky (als Patron) einem Fleischer gegen 5 Thlr. jährl. vermiethet, und das auf dem größten Theil der pfarrl. Aecker (in Allem 1 ganze Hube, davon nur bei 1/4 bebaut) aufgewachsene Holz für ihren Vortheil um beiläufig 100 Thlr. verkauft hatte; den geminderten Zehent (weil 5 verlassene Gründe zum obgktl. Hof gezogen) bezog der Bladen. Pfarrer, und unter den Kirchkindern gab es (1672) 80 Katholiken, 19 Akatholiken, im J. 1691 aber 254 Katholiken, nebst nur 2 Akatholiken; hölzernes Schulhaus, -wozu 1 Garten u. 1/4 Hube Aecker gehörten, vom Dorfe aber bezog der Schulmann jährl. 3 Scheffel Korn und 16 Laib Brot. 2)

Seit 1781 begannen die Verhandlungen in Betreff der wieder zu errichtenden Pfarre 3), die jedoch erst 1802 zum Abschluß kamen, nachdem nämlich die alten pfarrlichen Grundstücke sammt dem Zehent als Widmuth und das bestehende Pfarrhaus zur Wohnung des Curaten bestimmt worden, die Gemeinde aber erklärt hatte (16. März d. J.), die bisher zum Unterhalt des Cooperators zu Bladen jährl. abgeführten 56 ft. dem künftigen Seelsorger, und die nöthigen Brennholzfuhren, wie auch die Tischgroschen, Eier etc. leisten zu wollen. 4) Nach erlangter Bewilligung der kgl. preußisch. Regierung und des hochwürdigst. Ordinariates wurde vom Gutsherrn Joseph Wenzel Gf. v. Würben der bisherige, aus Langenau bei Katscher geb. Schloßkaplan Augustin Gilg für die selbstständige neue Pfarre präsentirt, als jedoch noch in demselben J. 1802 die Gemeinde alle bisherigen Dominikalgründe sammt Realitäten erkauft hatte, erwarb sie zugleich auch das Patronats- und Präsentationsrecht.

Der Pfarrer Gilg + am 13. Juli 1815, und hatte noch d. J. den gewesenen Kapuziner Jakob Graul, geb, in Leobschütz, zum Nachfolger, welcher wegen Altersschwäche 1835 resiguirte, und der gegenwärtige die Pfründe erhielt.

Anmerkungen:

1) Correspondenz XIX. f. 179.
2) Jägerndorf, Dekan. Matrik. 1672 u. 1691.
3) Act. Consistor, ad an.
4) Protokoll vom 16 März 1802 (Consistor. Registratur)

(Numerierung der Anmerkungen wurde bei der Abschrift angepaßt.)


Kirchliche Topographie von Mähren
P. Dr. Gregor Wolny
I. Abteilung
Olmützer Erzdiöcese
V. Band, Brünn 1863, Seite 325 ff