Kurzbericht der Gemeinde Sauerwitz, Krs. Leobschütz, Oberschlesien.
Aus dem Leobschützer Heimatarchiv
Sauerwitz liegt ca 10 km von unserer Kreisstadt Leobchütz entfernt und ist umgeben von den Gemarkungen Soppau, Kreisewitz, Badewitz, Josefstal = Bladener Kolonie, Bladen, Löwitz, Saliswalde und Bratsch und wird von der Troja durchflossen, die auf den Dobersdorfer Wiesen entspringt und bei Zülkowitz in die Zinna mündet.

206 Hausnummern hatten wir und die Größe unserer Feldmark waren 1.416 ha = 5.666 Morgen einschließlich der Wege. Gegen 200 Morgen waren Wiesen und zwar im Alten Teich Richtung Bratsch, wo ein Sumpfloch war, das keinen Grund hatte, im Jägerndorfer Teich, im Kretschmerteich, was früher auch Teiche gewesen sein sollen, weiter in der Bleiche, da früher hier viel Flachs gebaut und dort geröstet und gebleicht wurde und weitere hinter der Wassermühle.

Wald waren ca 150 Morgen, davon gegen 50 Morgen Hochwald, namentlich Bauernwald, bei Stirnadels Fichten, Golkes und Richters Grund, Schlossers Kiefern und der Mühlwald.

Die Feldbezeichnungen waren: In den Oberen Birken, grenzt an Kreisewitz, die Niederen Birken grenzen an Badewitz. Im Wabetale grenzte an Bladen und wurde früher viel Lein angebaut, an der Chaussee der Erlteich, was früher Sumpf gewesen, bei Nacht Erdgase Lichtschein erzeugten, was nächtliohe Wanderer anzockte und viele dadurch im Sumpf versunken sein sollen und der Name Irrteich auf Irrlichter zurückgeführt wurde, dann bei der Wassermühle und Mühlwald grenzen an Bladen und Löwitz, weiter an der Löwitzer Grenze und Richtung Saliswalde In den Stöcken, weil erst später landwirtschaftlich genutzt. Rechts an der Bratscher Straße hieß es an den Zustücken, weil bei Aufteilung zu den Bauernstellen, die größtenteils Flächen hinter ihren Stellen bis an die Gemarkungsgrenze hatten, zugeteilt wurden.

Die Einwohnerzahl unserer Gemeinde war 1939 1.160 und war restlos katholisch. Die Kirche soll zu Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein, da ein Bericht aus dem Jahre 1586 besagt, daß sie dort in einen besseren Bauzustand vorsetzt wurde und im Jahre 1896 ein Erweiterungsbau durchgeführt wurde. Nach dem 1.Weltkriege im Jahre 1920 ließ Pfarrer Proske das defekte Pfarrhaus durch ein Neues ersetzen. Ungefähr seit 1920 führte Herr Pfarrer Wanke die Pfarrgemeinde und als sein Nachfolger kam Herr Pfarrer Proske, beide waren Wanowitzer = Wänzer. Nachdem Pfarrer Proske Weihnachten 1943 einem Schlaganfall erlegen war, kam für kurze Zeit eine Vertretung und anschließend unser heutiger Herr Pfarrer Beigel, der bis zu unserer Vertreibung führte.

Wir hatten eine 3 klassige Volksschule, 4 schöne Klassenzimmer und 2 Lehrerwohnungen. Lehrer waren ständig 3, als Hauptlehrer bis nach 1900 Herr Fitzke, anschiießend Hauptlehrer Milsch und ab ca. 28 Herr Hauptlehrer Köpsch und bis zu unserer Vertreibung Hauptlehrer Herr Kahlert, die zugleich auch Küster also Organisten waren.

Die Besitzgrößen waren bis zu 100 und über 100 Morgen Pöch Adolf, Wanke Franz = Postwanke, Füllbier Otto, Klass Emil, Schopp Emil, Plener Julius, Werner Gustav, Rotter Paul, Dr. Stirnadel Kurt, Gröger Eduard und Andratschke Paul.

Besitzer über 50 Morgen waren: Beyer Fritz, Mentner Georg, Pech Emil, Weiß Josef, Scheike Franz, Bönisch Johann, Steier Josef, Rotter Julius, Klass Johann, Richter Max, Höhig Franz, Neugebauer Josef, Hein Josef, Bannert Juiius, Dubny Alfred, Barbier Ernst, Gröger Alfred, Jaitner Heinrich, Burkert Paul, Bönig Johann, Vielhauer Franz, Mitschke Josef, Golke Franz, Pech Josef, Juraske Franz, Seiffert Emil und Trautmann Josef.

Besitzer von ca. 25 bis 50 Morgen waren: Neugebauer Franz, Fleischbeschauer, Beyer Bruno, Alscher Eduard, Sterker Franz, Plener Alfons, Rotter Franz, Willsch Max, Werner Marie Trautmann, Thienel Adolf, Rotter Emil, Rotter Rude Kretscham, Pöch Franz, Ludwig Albert, Gröger Ernst, Kores Georg, Ludwig Josef II, Hanisch Heinrich, Mentner Paul, Jahn Georg, Willsch Franz, Bernard Emil, Thienel Franz, Steier Franz, Reichel Josef, Kaube Paul, Engel Alfons, Weiß Karl, Siegel Karl, Pausewang Josef, Dubny Josef, Rotter Heinrich, Jahn Josef, Werner Adolf und die Pfarrei und Willsch Josef mit Wassermühle. Die kleineren Besitzer hatten meistens eine Nebenbeschäftigung als Maurer, Zimmerleute oder anderer Handwerke, und bestellten ihr Land mit Kühen.

In Sauerwitz hatten wir eine Wassermühle, Besitzer Willsch Josef, der im Laufe der Zeit die Mühle auf Motoren umstellte unn vor dem 2. Weltkriege mit Turbinenbetrieb weiterführte und nebenbei eine größere Landwirtschaft hatte.

Außerdem gab es im Ort 4 Windmühlen und zwar: Breitkopf Paul, der die Mühle im Laufe der Zeit auf Motoren umstellte. Bis kurz vor dem 2. Weltkriege wurden die Windmühlen von Hanisch Josef, an der Chaussee gelegen und von Hanisch Robert am Dorfende nach Soppau abgebaut. Oswald Winter machte noch einige Jahre mit Schroten und auf grund seines Alters die Mühle auch abgebaut wurde. Außer Winter hatten die andern auch noch Landwirtschaft.

Früher hatten wir im Ort drei Ziegeleien, natürlich nur Handbetrieb. Nach 1905 wurde der Betrieb von Anton Vielhauer eingestellt, weil er sich mehr für Landwirtschaft einstellte, desgleichen der von Thienel Guste, Nachfolger Thienel Franz um das Jahr 1910. Fischer Hans stellte nach dem 1. Weltkriege noch Ziegeln her, aber durch die Bearbeitung des Lehmes fand sich niemand mehr die sehr schwere Arbeit ziegelfähig zu machen, denn der Lehm wurde ja mit den Füßen zurecht getreten. Nach 1925 hatte Franz Juraske mit Ziegelmachen angefangen aber nach wenigen Jahren die Sache wieder eingestellt.

Gaststätten hatten wir 4 im Ort: Gerichtskretscham Gröger Hans Nachfolger Rotter Rudi mit Saal. Als nächste war Bernard Richard und Sohn Bernard Emil als Nachfolger, Saal dabei. Mitten im Ort war Schenkwankes Gasthaus, das Tochter Hediwig mit Fülbier Otto weiterführte. Vor 1930 kaufte Werner Franz das Beyer Emilsche Gasthaus, baute es neuzeitlich um mit einem Parkettsaal, was vorbildlich war, wurde aber durch die Kriegsereignisse restlos zerstört.

Bäckereien hatten wir zwei, die von Kieslich Eduard und von Richter Friederich, die nicht nur Brot, sondern auch Kuchen und gutes Gebäck lieferten außerdem waren drei Kaufläden und zwar von Frau Werner = Hanisch Anna, Seiffert Klara und das von Richter Friederich, die uns mit Kolonialwaren und Lebensmitteln versorgten.

Fleischereien hatten wir zwei, die von Hanisch Leo, der ganz neuzeitlich eingerichtet war, ein Schlachthaus mit den notwendigen Kühlräumen hatte und Viehhandel, außerdem Krumschmidt Max der auch eine neuzeitlich eingerichtete Schlachterei hatte.

Schmiedemeister Trautmann Johann hielt alle Maschinen in Ordnung, machte als ehemaliger Fahnenschmied einen erstklassigen Hufbeschlag und war bei Vieherkrankungen ob Tag oder Nacht immer zur Stelle und hat manches beheben können ehe ein Tierarzt da war.

Als tüchtiger Stellmacher lieferte Ludwig Josef gute Wagenräder und neue Wagen, sowie Ersatzteile für die Landwirtschaft.

Blechdächer, Wasserleitungen, Dachrinnen, u.ä. machte Klempnermeister Johann Weiß mit seinem Sohne Walter.

Die Landwirtschaft wurde fast restlos mit Gespannen bearbeitet und hatten in der Gemeinde gegen 250 Pferde ohne die Fohlen, ein Teil davon waren Zuchtpferde. Hatten größtenteils Mittelschwere z.T. Belgier und Oldenburger. Die Geschirre wurden fast restlos von den tüchtigen Sattlermeistern Hanisch Albert und Weiß Franz hergestellt und in Ordnung gehalten.

An Vereinen hatten wir die Feuerwehr mit Weiß Paul als Wehrführer, die bei Bränden und Wasersnot schnell zur Stelle waren.

Weiter hatten wir einen Gesangverein mit ca. 50 Mitgliedern. Als Vorsitzenden Dr. Kurt Stirnadel und Dirigent Vielhauer Franz, der auch Chorleiter im Kirchenchor mit 25 bis 30 Sängern war.
Nicht zu vergesssen ist die Kyffhäuser Kameradschaft mit dem 1. Vorsitzenden und Hauptmann Pöch Adolf und über hundert Mitglieder.

Unsere Hauptstraße wurde bereits im Jahre 1888 mit Kopfsteinen gepflastert, die Nebenstraßen im Laufe der Jahre und bei Ausbruch des 2. Weltkrieges hatte das ganze Dorf Steinstraßen.

Im Jahre 1920 wurde mit dem Ausbau des elektrischen Ortsnetzes begonnen und als Ereignis für die ganze Gemeinde am 1.11.1923 der Strom eingeschaltet als Sensation und zur weiteren Elektrifizierung.

An der Bladener Straße hatten wir auch Steinbrüche, ein zäher blauer Stein, der auch bis kurz vor dem 2. WeltKriege genutzt wurde aber wegen zu hoher Erd- und Geröllablagerung eingestellt wurde.

Der Rindviehbestand in der Gmeinde war immer mit ca. 500 Milchkühen und dem entsprechenden Nachwuchs und Mastvieh. Meistens hatten wir das Schlesische Rotvieh, aber in letzter Zeit hatten sich einige Besitzer auf Schwarzbuntes Osttriesisches umgestellt. Die kleineren Besitzer bearbeiteten ihr Land mit Kuhgespannen und es gab in vielen Besitzungen auch einige Ziegen, die nach der Ernte von einem Hirten über die Felder gehütet wurden.

Unsere Gemeindejagd war von einer Jagdgesellschaft aus der Gemeinde gepachtet und gehörten dazu: Pöch Adolf, Jaitner Heinrich, Stirnadel Kurt, Seiffert Fritz, Seiffert Fritz, Klass Emil, Schopp Emil u.a. Der Pachtpreis betrug bis ca 1930 gegen Dm 700,00 und später Dm 1.100,00. Das Geld wurde den Besitzern nach Morgenzahl für Steuern angerecnnet. Zwei Treibjagden wurden jedes Jahr abgehalten, eine im Oberfeld, die 2. im Niederfeld, an denen 10 und mehr Jäger teilnahmen und als Treiber wurden größtenteils ältere Schüler bestellt, die den Tag manchmal schulfrei bekamen. Bei jeder Jagd wurden mindestens 200 und mehr Hasen geschossen, außerdem während eines Jahres gegen 400 Rebhühner und 20 bis 30 Fasanen. Nach jeder Treibjagd wurde ein Festschmaus gehalten, mit einem anschließendem Spielchen, was : manchem teuer wurde. Dies wurde größtenteils in Werners Saal oder bei einem der Jagdgenossen abgehalten.

Zu dem Amtsbezirk Sauerwitz gehörten die Gemeinden Soppau, Bratsch, Saliswalde und Türmitz und Amtsvorsteher bis ca. 1910 waren Gustav Stirnadel Sauerwitz, anschließend Herr Krebs Türmitz und nach dessen Pensionierung wurde Herr Engel Soppau und nach dessen Ablösung Herr Vielhauer Sauerwitz und bis zu Hitlers Machtergreifung hatte Herr Karl Weiß das Amt, das dann Herrn Schopp Emil übertragen wurde als Bürgermeister und Ortsgruppenleiter.

Bis 1910 hatten wir im Ort einen berittenen Landjäger (Gendarm) der Löwitz mit betreute, anschließend wurde Löwitz Station mit 2 Beamten, auch für Hennerwitz und unsere Gemeinde, aber die Pferde wurden abgeschafft und wurden mit Fahrrädern ausgestattet.

In der Gemeinde hatten wir auch 2 Feiertage und zwar am 4. Mai an Florian bei einem Großbrand in der Gemeinde durch ein Ereignis das Feuer plötzlich eingedämmt werden konnte.

Am 10. Dezember war der Gedenktag zum Freikauf der Gemeinde im Jahre 1808 wodurch auch die Leibeigenschaft aufgehoben wurde.

Kirchliche Feiertage hatten wir am 29. Juni = Peter u. Paul, nach den Schutzpatronen unserer Kirche,was als kleine Kirmest benannt wurde und in der Nähe von Kirche und Schule Zuckerbuden aufgestellt waren und es Belustigungen für Kinder gab.

Dann war ja das Frohnleichnamsfest ca. 10 Tage nach Pfingsten wo die Prozession durchs Dorf ging und für die einzelnen Stationen 3 massive Kapellen bestanden und zwar vor Dobroschke Josef, Pöch Adolf und Andratschke Paul, während vor Steier Josefs Besitzung jedes Jahr eine provisorisch aufgebaut wurde.

Sonntag nach dem 15. Juli war das Skapulierfest, was als Kirmest gesprochen wurde und Zuckerbuden nicht fehlten und sonstige Belustigungen nicht fehlten wie Karussell und Luftschaukel, ebenso gab es Tanz, wie auch zur großen Kirmest am 2. Sonntag im November u. Erntefest. Die Soppauer Musiker wie Riedel Julius, Riedel Franz, Lammel Franz Kosch mit Klarinette und Janotta Richard spielten auf. Schlägereien gab es eigentlich nicht, gelegentlich Eifersuchtszänkeleien.

Im Jahre 1912 hatten wir in einer Woche 2 Großbrände durch Blitzschlag, Stallungen, Scheune und Schuppen von Gutsbesitzer Stirnadel und Scheune und Stallungen von Bauer Pech Anton. Schwer geschädigt wurde unsere Gemeinde am 20. Mai 1929 durch Wolkenbrüche und Hagelschlag. Unser Bach, die Troja konnte die Wassermassen nicht aufnehmen zudem lag an den Ufern Holz vom Einschlag, was ins Flußbett gerissen wurde und an den Brücken direkt Staumauern wurden. Die Wassermassen drangen in die am Bach gelegenen Besitzungen ein, so daß das Vieh bis zu 1,35m im Wasser stand und viel ertrang. Auch 2 Menschenleben waren zu beklagen, die in einstürzenden Häusern den Tod fanden. Die Feuerwehr war dem gegenüber machtlos, denn der Strom spülte alles mit weg. Am 26. Mai 1931 waren fast die selben Ereignisse, aber man hatte alles vor 2 Jahren noch in sehr guter Erinnerung und hatte Vorkehrungen getroffen, so daß sich alles nicht so schlimm auswirkte. Um ähnlichen Wasserschäden vorzubeugen wurde von Regierungsseite eine Regulierung des Flußbettes durchgeführt und die starken Krümmungen begradigt und solche Katastrophen behoben waren.

Da die ganze Gegend katholisch war wurden nach verschiedenen Ereignissen Steinkreuze gesetzt, eins vor der Kirche Pfarrei, eins vor Besitzung Pöch Adolf, weiter vor Besitzung Plener Julius, dann bei Mitschke Josef und Andratschke Paul. An der Saliswalder Straße von J. Burkert u. Söhnen, am Wiesenweg Jägerndorfer Teich von Reichels Nähe an der Bratscher Straße von Jaitner und an der Bladener Grenze von Burkert (Wassermühle) und neben Jaitner im Ort von Slatosch.

Wie festgestellt, wurde nach Besitzergreifung unserer Heimat durch Polen die deutsche Schrift aus den Kreuzen herausgehauen.

In nächster Nähe, auf dem Hulberg hatten wir eine Segelfliegerschule, die auch von weiterher viele Teilnehmer hatte und in Anspruch genommen wurde und viel Neugierige anzog.

Als Ausflugsziele hatten wir den Leobschützer Stadtwald, mit über 1.000 ha groß mit Waldschänke, Wolfsteich mit Kahnfahrtmöglichkeiten und an der Grenze zum Sudetengau die weit und breit bekannte Münzerei und selbstverständlich auch die Leobschützer schönen Prommenadenanlagen mit dem schönen Springbrunnen, und dem Denkmal des Leobschütz-Kreuzendorfer Dichters Philo vom Walde.

Auf dem Burgberg bei Jägerndorf hatten wir eine weitbekannte Marienwallfahrtskirche und anschließend die Ruinen der ehemaligen Schellenburg, wo früher Raubritter gehaust haben sollen und heute noch grausige Geschichten darüber erzählt werden.

Richtung Kosel hatten wir den Annaberg mit einer großen Wallfahrtskirche wohin viele pilgerten und um den in den 20-iger Jahren schwer gekämpft wurde, weil die Polen dieses Gebiet kriegsmäßig rauben wollten.

Im Laufe der Zeit machten die Oberklassen unserer Schule und der Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule Ausflüge nach dem Segelfluggelände, nach den angegebenen Orten und zu Besichtigungen der Leoschützer Molkerei und Großmühlen und anderen Sehenswürdigkeiten.

1923 wurde den 54 Gefallenen des 1. Weltkrieges ein namentliches Ehrenmal errichtet und der damalige Amtsvorsteher Vielhauer und der Kyffhäuserhauptmann Pöch die Gedächtinsansprachen hielten, das Denkmal wurde nach dem 2. verlorenen Weltkriege von der polnischen Miliz zerstört.

Die häufigsten Namen in unserer Gemeinde waren Rotter, und um Verwechselungen zu vermeiden gab es Beinamen wie Pawel-Rotter, Burkert-Rotter, Rotter-Naz, Rotter-Kulla usw. und die anderen wurden eben gleich mit Vornamen angesprochen.

Die Söhne aus der Gemeinde leisteten größtenteils ihre Militärdienstzeit bei den Leobschützer Grünen Graf Götzenhusaren, oder bei den Braunen Husaren oder Dragonern in Öls oder Ohlau, oder bei den 2. Schlesischen Ulanen in Gleiwitz, auch bei Garde- und Infanterieregimentern.

Nach der Chronik ist Sauerwitz eine uralte Siedlungsstätte, was die Urnenfunde bestätigen. Schon in der slawischen Periode bestand hier ein Rittergut und Schloß und mährische Landarbeiter die in primitiven Hütten wohnten und ein kärgliches Leben führten.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts kamen deutsche Siedler, kultivierten das landschaftlich schöne Trojatal und aus der Fruchtbarkeit entstand auch die Gemeinde Sauerwitz, und im Jahre 1377 wird der Ort Subric genannt. Ungewiß ist, wann die noch heutige Kirche im Barockstil erbaut wurde. Auch die vielen in Stein gehauenen Grabdenkmäler vergangener Adelsgeschlechter weisen auf ein hohes Alter hin.

Vom Jahre 1414 war das Gut in den Händen der Ritterfamilie Rzuchow, deren Mitglieder in der Gruft in der Kirche beigesetzt waren. Als im Jahre 1927 neue Fliesen gelegt wurden, wurde der Fußboden vor dem Hochaltar freigelegt und dabei stieß man auf eine schmale Gruft in der nur 2 Särge von Erwachsenen und ein Kindersarg standen und am Kopfende waren Tafeln mit den Namen der Grafen von Smeskal und Domanowitz. Zur Zeit der Gegenreformation wurde Sauerwitz nach Bladen eingepfarrt, erst im Jahre 1802 erhielt die Gemeinde einen eigenen Geistlichen in der Person des Kaplan Gilge und 1840 wurde Sauerwitz, eine selbständige Pfarrei. Durch die steigende Peronenzahl wurde die Kirche zu klein und 1896 wurde sie nach vorn und seitlich angebaut und 1897 kam eine neue Orgel von der Firma Schlag geliefert. 1901 wurde die Kirche innen ausgemalt mit schönen Deckengemälden von dem Maler Klink aus Babitz und 1907 wurde der alte Hochaltar durch einen neuen ersetzt, den der Bildhauer Ondrusch aus Leobschütz herstellte. Die Kirche war den Apostelfürsten Petrus u. Paulus geweiht, die Seitenaltäre der Muttergottes und der andere dem hl. Johannnes Nepomuk.

Im 18. Jahrhundert waren im Ort 2 Güter, das im Niederdorf gehörte einem Grafen zu Hohndorf, das Oberdorf einem Seeger mit den Äckern. Im Niederdorf war eine Brauerei mit allem Zubehör und war der letzte Besitzer Behr Franz und ein Pächter Lischke braute bis um das Jahr 1906 noch das Einfachbier. Anschließend ging der Besitz an Richard Bernhard über der nur die Gastwirtschaft weiterführte und um 1910 der Bierkeller abgebrochen wurde, dabei wurden an der Westseite der meterdicken Mauern drei Skelette freigelegt, die ob tot oder lebendig eingemauert wurden und an der Ostseite ein Skelett was von großen und starken Menschen zeugte. Die Ziegelsteine waren um Körper und Beine sauber ausgefräßt, das Alter konnte auch nicht festgestellt werden.

Nachdem Hitler an die Macht gekommen war und es zum 2. Weltkriege kam und die Sache einen ungünstigen Verlauf nahm und der Russe an der Oder stand, falls er nicht aufgehalten werden kann auch unsere Gegend Kampfgebiet wird und jeder sich vorbereiten muß und jeder sich für 5 bis 6 Wochen Lebensmittel bereithalten muß, denn wenn es soweit käme, muß das Gebiet in wenigen Stunden geräumt werden, nach dieser Zeit würden dann unsere Waffen für unseren Endsieg eingesetzt.

Der Russe konnte leider nicht aufgehalten werden, kam über die Oder und Leobschütz wurde schon durch Artillerie beschossen.

Am 19. März 1945 ertönten gegen Mittag die Feuerhörner und es war ja angesagt, daß nach diesem Zeichen schnell abgerückt werden muß. Der Ortsgruppenleiter, Bürgermeister und Amtsvorsteher Schopp Emil bestimmte, daß um 2 = 14 Uhr alles abrücken muß, er und gegen 30 Gespanne sich ihm anschlossen, zur angesetzten Zeit abfuhren, ständig weiter fahren mußten, durch den Sudetengau bis an die Bayrische Grenze kamen und nach dem Zusammenbruch wieder zurück mußten und durch die Tschechen alles verloren. Die meisten hatten sich aber besprochen erst in den Abendstunden abzufahren, da der Russe gute Einsicht auf die Abfahrtstraße hatte und durch einen evtl. Beschuß alles aus gewesen wäre. Wir rückten dann wie besprochen ab und kamen über Saliswalde, Türmitz, Jägerndorf bis Großraaden, Freudental und Umgebund, wo uns der Russe am Sonntag dem 6. Mai überrollte. Es wurde am nächsten Tage angesagt, daß jeder wieder dahin muß wo er herkam darauf hin hatte unser Herr Pfarrer Beigel, Herr Vielhauer und andere besprochen, daß wir am 10. Mai, Christi Himmelfahrt nach Hause fahren und dann auf dem Nachhauseweg vielen ihre mitgeführte Habe abgenommen wurde, manchen auch die Gespanne, so daß wir von ca. 260 Pferden mit 106 zu Hause ankamen, die Kuhbauern waren doch auch mit ihren Gespannen, ließ man fahren wurden nur teilweise ihrer Habe erleichtert. Vergewaltigungen kamen oft vor und noch mehr als wir zu Hause waren. Am 22. und 23. März 45 wurde in und um unseren Ort schwer gekämpft, ca 1/3 unserer Gemeinde durch Beschuß und Brand zerstört und 76 deutsche Soldaten lagen noch von den Kämpfen an gen. Tagen auf den Feldern und im Ort, die von uns erst beerdigt wurden z.T. nach dem Friedhof gebracht, wo nicht möglich an Ort und Stelle beerdigt. Bei unserer Vertreibung war es mir möglich eine Liste von 24 Gefallenen aus den Soldbüchern und 22 der Erkennungsmarken mitzubringen, die Nr. der Erkennungsmarken reichte ich über die hiesige Stadtverwaltung nach Berlin Frohnau ein und wurden die Angehörigen benachrichtigt, während ich die namentlichen Angehörigen persönlich benachrichtigte, von den übrigen 30 weiß natürlich niemand wer sie sind und woher, ungefähre Aufzeichnungen der Gräber habe ich noch. Von den vierzehn zurückgebliebenen Personen fanden 8 den Tod und waren nur oberflächlich verscharrt, einige lagen noch so, Hanisch Leo lag in der Traufe und auf ihm eine Nähmaschine, die man wohl durchs Fenster auf ihn geworfen hatte, Frau Wicha und ihre Tochter blieben vermißt. Russische Räuberautos suchten oft unseren Ort heim bei Nacht und raubten wo noch irgend etwas zu holen war, vergewaltigten Frauen und verzweifelte Hilferufe schallten durch die Nacht.

Am 8. August 45 wurden die meisten Besitzer mit Frau und Kindern auf die Straße gejagt, von der polnischen Miliz, jeder durfte mitnehmen was er tragen konnte und auch dies wurde z.T. noch aus der Hand gerissen und ganze Familien wurden in ein Zimmer in kleinen Häusern gesteckt, weil die Besitzungen den ankommenden Polen zugeteilt wurden. Es gab keine Behörde und keine Stelle wo dagegen etwas unternommen werden konnte. Die polnische Miliz, größtenteils besoffen, diktierte alles. Nach der Ernte wurden kleine Mengen an Getreide oder Mehl ausgegeben und sonst nichts, wer weiter leben wollte mußte beim Dreschen etwas mitnehmen, was aber streng verboten war, den Winter über wurde mit zusammengedrehten Strohbüscheln geheizt. Zur Kartoffelernte wurden pro Kopf 75 Pfd. ausgegeben.

Jedenfalls eine furchtbare Zeit, die wir größtenteils überstanden haben bis wir am 15.7.46 unsere Heimat verlassen mußten und in Niedersachsen untergebracht wurden.


Kurzbericht der Gemeinde Sauerwitz,Krs. Leobschütz,Oberschlesien.
Schreiber unbekannt.