Sauerwitz liegt ca 10 km von unserer Kreisstadt Leobchütz
entfernt und ist umgeben von den Gemarkungen Soppau, Kreisewitz,
Badewitz, Josefstal = Bladener Kolonie, Bladen, Löwitz, Saliswalde und
Bratsch und wird von der Troja durchflossen, die auf den
Dobersdorfer Wiesen entspringt und bei Zülkowitz in die Zinna mündet.
206 Hausnummern hatten wir und die Größe unserer Feldmark waren
1.416 ha = 5.666 Morgen einschließlich der Wege. Gegen 200 Morgen
waren Wiesen und zwar im Alten Teich Richtung Bratsch, wo ein
Sumpfloch war, das keinen Grund hatte, im Jägerndorfer Teich, im
Kretschmerteich, was früher auch Teiche gewesen sein sollen, weiter in der
Bleiche, da früher hier viel Flachs gebaut und dort geröstet und
gebleicht wurde und weitere hinter der Wassermühle.
Wald waren ca 150 Morgen, davon gegen 50 Morgen Hochwald,
namentlich Bauernwald, bei Stirnadels Fichten, Golkes und Richters Grund,
Schlossers Kiefern und der Mühlwald.
Die Feldbezeichnungen waren: In den Oberen Birken, grenzt an
Kreisewitz, die Niederen Birken grenzen an Badewitz. Im Wabetale
grenzte an Bladen und wurde früher viel Lein angebaut, an der Chaussee
der Erlteich, was früher Sumpf gewesen, bei Nacht Erdgase Lichtschein
erzeugten, was nächtliohe Wanderer anzockte und viele dadurch im
Sumpf versunken sein sollen und der Name Irrteich auf Irrlichter
zurückgeführt wurde, dann bei der Wassermühle und Mühlwald grenzen
an Bladen und Löwitz, weiter an der Löwitzer Grenze und Richtung
Saliswalde In den Stöcken, weil erst später landwirtschaftlich
genutzt. Rechts an der Bratscher Straße hieß es an den Zustücken, weil
bei Aufteilung zu den Bauernstellen, die größtenteils Flächen hinter
ihren Stellen bis an die Gemarkungsgrenze hatten, zugeteilt wurden.
Die Einwohnerzahl unserer Gemeinde war 1939 1.160 und war
restlos katholisch. Die Kirche soll zu Anfang des 15. Jahrhunderts
erbaut worden sein, da ein Bericht aus dem Jahre 1586 besagt, daß sie
dort in einen besseren Bauzustand vorsetzt wurde und im Jahre 1896
ein Erweiterungsbau durchgeführt wurde. Nach dem 1.Weltkriege im
Jahre 1920 ließ Pfarrer Proske das defekte Pfarrhaus durch ein
Neues ersetzen. Ungefähr seit 1920 führte Herr Pfarrer Wanke die
Pfarrgemeinde und als sein Nachfolger kam Herr Pfarrer Proske,
beide waren Wanowitzer = Wänzer. Nachdem Pfarrer Proske Weihnachten
1943 einem Schlaganfall erlegen war, kam für kurze Zeit eine Vertretung
und anschließend unser heutiger Herr Pfarrer Beigel, der bis
zu unserer Vertreibung führte.
Wir hatten eine 3 klassige Volksschule, 4 schöne Klassenzimmer und
2 Lehrerwohnungen. Lehrer waren ständig 3, als Hauptlehrer bis nach
1900 Herr Fitzke, anschiießend Hauptlehrer Milsch und ab ca. 28 Herr
Hauptlehrer Köpsch und bis zu unserer Vertreibung Hauptlehrer Herr
Kahlert, die zugleich auch Küster also Organisten waren.
Die Besitzgrößen waren bis zu 100 und über 100 Morgen Pöch
Adolf, Wanke Franz = Postwanke, Füllbier Otto, Klass Emil, Schopp Emil,
Plener Julius, Werner Gustav, Rotter Paul, Dr. Stirnadel Kurt,
Gröger Eduard und Andratschke Paul.
Besitzer über 50 Morgen waren: Beyer Fritz, Mentner Georg, Pech
Emil, Weiß Josef, Scheike Franz, Bönisch Johann, Steier Josef,
Rotter Julius, Klass Johann, Richter Max, Höhig Franz, Neugebauer
Josef, Hein Josef, Bannert Juiius, Dubny Alfred, Barbier Ernst,
Gröger Alfred, Jaitner Heinrich, Burkert Paul, Bönig Johann,
Vielhauer Franz, Mitschke Josef, Golke Franz, Pech Josef, Juraske
Franz, Seiffert Emil und Trautmann Josef.
Besitzer von ca. 25 bis 50 Morgen waren: Neugebauer Franz,
Fleischbeschauer, Beyer Bruno, Alscher Eduard, Sterker Franz, Plener
Alfons, Rotter Franz, Willsch Max, Werner Marie Trautmann,
Thienel Adolf, Rotter Emil, Rotter Rude Kretscham, Pöch Franz, Ludwig Albert,
Gröger Ernst, Kores Georg, Ludwig Josef II,
Hanisch Heinrich, Mentner Paul, Jahn Georg, Willsch Franz,
Bernard Emil, Thienel Franz, Steier Franz, Reichel Josef, Kaube
Paul, Engel Alfons, Weiß Karl, Siegel Karl, Pausewang Josef,
Dubny Josef, Rotter Heinrich, Jahn Josef, Werner Adolf und die
Pfarrei und Willsch Josef mit Wassermühle. Die kleineren
Besitzer hatten meistens eine Nebenbeschäftigung als Maurer,
Zimmerleute oder anderer Handwerke, und bestellten ihr Land mit Kühen.
In Sauerwitz hatten wir eine Wassermühle, Besitzer Willsch Josef,
der im Laufe der Zeit die Mühle auf Motoren umstellte unn vor dem
2. Weltkriege mit Turbinenbetrieb weiterführte und nebenbei eine
größere Landwirtschaft hatte.
Außerdem gab es im Ort 4 Windmühlen und zwar: Breitkopf Paul,
der die Mühle im Laufe der Zeit auf Motoren umstellte. Bis kurz
vor dem 2. Weltkriege wurden die Windmühlen von Hanisch Josef, an der
Chaussee gelegen und von Hanisch Robert am Dorfende nach Soppau
abgebaut. Oswald Winter machte noch einige Jahre mit Schroten und
auf grund seines Alters die Mühle auch abgebaut wurde. Außer Winter
hatten die andern auch noch Landwirtschaft.
Früher hatten wir im Ort drei Ziegeleien, natürlich nur
Handbetrieb. Nach 1905 wurde der Betrieb von Anton Vielhauer eingestellt,
weil er sich mehr für Landwirtschaft einstellte, desgleichen der von
Thienel Guste, Nachfolger Thienel Franz um das Jahr 1910. Fischer
Hans stellte nach dem 1. Weltkriege noch Ziegeln her, aber durch die
Bearbeitung des Lehmes fand sich niemand mehr die sehr schwere
Arbeit ziegelfähig zu machen, denn der Lehm wurde ja mit den Füßen
zurecht getreten. Nach 1925 hatte Franz Juraske mit Ziegelmachen
angefangen aber nach wenigen Jahren die Sache wieder eingestellt.
Gaststätten hatten wir 4 im Ort: Gerichtskretscham Gröger Hans
Nachfolger Rotter Rudi mit Saal. Als nächste war Bernard Richard und
Sohn Bernard Emil als Nachfolger, Saal dabei. Mitten im Ort war
Schenkwankes Gasthaus, das Tochter Hediwig mit Fülbier Otto
weiterführte. Vor 1930 kaufte Werner Franz das Beyer Emilsche Gasthaus,
baute es neuzeitlich um mit einem Parkettsaal, was vorbildlich war,
wurde aber durch die Kriegsereignisse restlos zerstört.
Bäckereien hatten wir zwei, die von Kieslich Eduard und von
Richter Friederich, die nicht nur Brot, sondern auch Kuchen und
gutes Gebäck lieferten außerdem waren drei Kaufläden und zwar
von Frau Werner = Hanisch Anna, Seiffert Klara und das von Richter
Friederich, die uns mit Kolonialwaren und Lebensmitteln versorgten.
Fleischereien hatten wir zwei, die von Hanisch Leo, der ganz
neuzeitlich eingerichtet war, ein Schlachthaus mit den notwendigen
Kühlräumen hatte und Viehhandel, außerdem Krumschmidt Max der auch
eine neuzeitlich eingerichtete Schlachterei hatte.
Schmiedemeister Trautmann Johann hielt alle Maschinen in Ordnung,
machte als ehemaliger Fahnenschmied einen erstklassigen Hufbeschlag
und war bei Vieherkrankungen ob Tag oder Nacht immer zur Stelle und
hat manches beheben können ehe ein Tierarzt da war.
Als tüchtiger Stellmacher lieferte Ludwig Josef gute Wagenräder und neue
Wagen, sowie Ersatzteile für die Landwirtschaft.
Blechdächer, Wasserleitungen, Dachrinnen, u.ä. machte Klempnermeister
Johann Weiß mit seinem Sohne Walter.
Die Landwirtschaft wurde fast restlos mit Gespannen bearbeitet und hatten
in der Gemeinde gegen 250 Pferde ohne die Fohlen, ein Teil davon waren Zuchtpferde.
Hatten größtenteils Mittelschwere z.T. Belgier und Oldenburger. Die Geschirre
wurden fast restlos von den tüchtigen Sattlermeistern Hanisch Albert und Weiß Franz
hergestellt und in Ordnung gehalten.
An Vereinen hatten wir die Feuerwehr mit Weiß Paul als Wehrführer,
die bei Bränden und Wasersnot schnell zur Stelle waren.
Weiter hatten wir einen Gesangverein mit ca. 50 Mitgliedern.
Als Vorsitzenden Dr. Kurt Stirnadel und Dirigent Vielhauer Franz, der auch
Chorleiter im Kirchenchor mit 25 bis 30 Sängern war.
Nicht zu vergesssen ist die Kyffhäuser Kameradschaft mit dem
1. Vorsitzenden und Hauptmann Pöch Adolf und über hundert Mitglieder.
Unsere Hauptstraße wurde bereits im Jahre 1888 mit Kopfsteinen
gepflastert, die Nebenstraßen im Laufe der Jahre und bei Ausbruch
des 2. Weltkrieges hatte das ganze Dorf Steinstraßen.
Im Jahre 1920 wurde mit dem Ausbau des elektrischen
Ortsnetzes begonnen und als Ereignis für die ganze Gemeinde am
1.11.1923 der Strom eingeschaltet als Sensation und zur weiteren
Elektrifizierung.
An der Bladener Straße hatten wir auch Steinbrüche, ein zäher
blauer Stein, der auch bis kurz vor dem 2. WeltKriege genutzt wurde
aber wegen zu hoher Erd- und Geröllablagerung eingestellt wurde.
Der Rindviehbestand in der Gmeinde war immer mit ca. 500
Milchkühen und dem entsprechenden Nachwuchs und Mastvieh. Meistens
hatten wir das Schlesische Rotvieh, aber in letzter Zeit hatten sich
einige Besitzer auf Schwarzbuntes Osttriesisches umgestellt. Die
kleineren Besitzer bearbeiteten ihr Land mit Kuhgespannen und es
gab in vielen Besitzungen auch einige Ziegen, die nach der Ernte
von einem Hirten über die Felder gehütet wurden.
Unsere Gemeindejagd war von einer Jagdgesellschaft aus der
Gemeinde gepachtet und gehörten dazu: Pöch Adolf, Jaitner
Heinrich, Stirnadel Kurt, Seiffert Fritz, Seiffert Fritz,
Klass Emil, Schopp Emil u.a. Der Pachtpreis betrug bis ca
1930 gegen Dm 700,00 und später Dm 1.100,00. Das Geld wurde
den Besitzern nach Morgenzahl für Steuern angerecnnet. Zwei
Treibjagden wurden jedes Jahr abgehalten, eine im Oberfeld, die 2. im
Niederfeld, an denen 10 und mehr Jäger teilnahmen und als Treiber
wurden größtenteils ältere Schüler bestellt, die den Tag manchmal
schulfrei bekamen. Bei jeder Jagd wurden mindestens 200 und mehr
Hasen geschossen, außerdem während eines Jahres gegen 400
Rebhühner und 20 bis 30 Fasanen. Nach jeder Treibjagd wurde ein
Festschmaus gehalten, mit einem anschließendem Spielchen, was :
manchem teuer wurde. Dies wurde größtenteils in Werners Saal oder
bei einem der Jagdgenossen abgehalten.
Zu dem Amtsbezirk Sauerwitz gehörten die Gemeinden Soppau,
Bratsch, Saliswalde und Türmitz und Amtsvorsteher bis ca. 1910
waren Gustav Stirnadel Sauerwitz, anschließend Herr Krebs Türmitz
und nach dessen Pensionierung wurde Herr Engel Soppau und nach
dessen Ablösung Herr Vielhauer Sauerwitz und bis zu Hitlers
Machtergreifung hatte Herr Karl Weiß das Amt, das dann Herrn Schopp
Emil übertragen wurde als Bürgermeister und Ortsgruppenleiter.
Bis 1910 hatten wir im Ort einen berittenen Landjäger (Gendarm)
der Löwitz mit betreute, anschließend wurde Löwitz Station mit
2 Beamten, auch für Hennerwitz und unsere Gemeinde, aber die Pferde
wurden abgeschafft und wurden mit Fahrrädern ausgestattet.
In der Gemeinde hatten wir auch 2 Feiertage und zwar am 4. Mai
an Florian bei einem Großbrand in der Gemeinde durch ein Ereignis
das Feuer plötzlich eingedämmt werden konnte.
Am 10. Dezember war der Gedenktag zum Freikauf der Gemeinde im
Jahre 1808 wodurch auch die Leibeigenschaft aufgehoben wurde.
Kirchliche Feiertage hatten wir am 29. Juni = Peter u. Paul,
nach den Schutzpatronen unserer Kirche,was als kleine Kirmest
benannt wurde und in der Nähe von Kirche und Schule Zuckerbuden
aufgestellt waren und es Belustigungen für Kinder gab.
Dann war ja das Frohnleichnamsfest ca. 10 Tage nach Pfingsten
wo die Prozession durchs Dorf ging und für die einzelnen Stationen
3 massive Kapellen bestanden und zwar vor Dobroschke Josef, Pöch
Adolf und Andratschke Paul, während vor Steier Josefs Besitzung
jedes Jahr eine provisorisch aufgebaut wurde.
Sonntag nach dem 15. Juli war das Skapulierfest, was als Kirmest
gesprochen wurde und Zuckerbuden nicht fehlten und sonstige
Belustigungen nicht fehlten wie Karussell und Luftschaukel, ebenso gab es
Tanz, wie auch zur großen Kirmest am 2. Sonntag im November u. Erntefest.
Die Soppauer Musiker wie Riedel Julius, Riedel Franz, Lammel Franz
Kosch mit Klarinette und Janotta Richard spielten auf. Schlägereien
gab es eigentlich nicht, gelegentlich Eifersuchtszänkeleien.
Im Jahre 1912 hatten wir in einer Woche 2 Großbrände durch
Blitzschlag, Stallungen, Scheune und Schuppen von Gutsbesitzer Stirnadel
und Scheune und Stallungen von Bauer Pech Anton. Schwer geschädigt
wurde unsere Gemeinde am 20. Mai 1929 durch Wolkenbrüche und
Hagelschlag. Unser Bach, die Troja konnte die Wassermassen nicht aufnehmen
zudem lag an den Ufern Holz vom Einschlag, was ins Flußbett gerissen
wurde und an den Brücken direkt Staumauern wurden. Die Wassermassen
drangen in die am Bach gelegenen Besitzungen ein, so daß das Vieh
bis zu 1,35m im Wasser stand und viel ertrang. Auch 2 Menschenleben
waren zu beklagen, die in einstürzenden Häusern den Tod fanden. Die
Feuerwehr war dem gegenüber machtlos, denn der Strom spülte alles
mit weg. Am 26. Mai 1931 waren fast die selben Ereignisse, aber
man hatte alles vor 2 Jahren noch in sehr guter Erinnerung und
hatte Vorkehrungen getroffen, so daß sich alles nicht so schlimm
auswirkte. Um ähnlichen Wasserschäden vorzubeugen wurde von
Regierungsseite eine Regulierung des Flußbettes durchgeführt und
die starken Krümmungen begradigt und solche Katastrophen behoben
waren.
Da die ganze Gegend katholisch war wurden nach verschiedenen
Ereignissen Steinkreuze gesetzt, eins vor der Kirche Pfarrei, eins
vor Besitzung Pöch Adolf, weiter vor Besitzung Plener Julius, dann
bei Mitschke Josef und Andratschke Paul. An der Saliswalder Straße
von J. Burkert u. Söhnen, am Wiesenweg Jägerndorfer Teich von Reichels
Nähe an der Bratscher Straße von Jaitner und an der Bladener Grenze
von Burkert (Wassermühle) und neben Jaitner im Ort von Slatosch.
Wie festgestellt, wurde nach Besitzergreifung unserer Heimat
durch Polen die deutsche Schrift aus den Kreuzen herausgehauen.
In nächster Nähe, auf dem Hulberg hatten wir eine
Segelfliegerschule, die auch von weiterher viele Teilnehmer hatte und in
Anspruch genommen wurde und viel Neugierige anzog.
Als Ausflugsziele hatten wir den Leobschützer Stadtwald, mit über
1.000 ha groß mit Waldschänke, Wolfsteich mit Kahnfahrtmöglichkeiten
und an der Grenze zum Sudetengau die weit und breit bekannte Münzerei
und selbstverständlich auch die Leobschützer schönen Prommenadenanlagen
mit dem schönen Springbrunnen, und dem Denkmal des
Leobschütz-Kreuzendorfer Dichters Philo vom Walde.
Auf dem Burgberg bei Jägerndorf hatten wir eine weitbekannte
Marienwallfahrtskirche und anschließend die Ruinen der ehemaligen
Schellenburg, wo früher Raubritter gehaust haben sollen und heute
noch grausige Geschichten darüber erzählt werden.
Richtung Kosel hatten wir den Annaberg mit einer großen
Wallfahrtskirche wohin viele pilgerten und um den in den 20-iger Jahren
schwer gekämpft wurde, weil die Polen dieses Gebiet kriegsmäßig
rauben wollten.
Im Laufe der Zeit machten die Oberklassen unserer Schule und der
Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule Ausflüge nach dem Segelfluggelände,
nach den angegebenen Orten und zu Besichtigungen der Leoschützer
Molkerei und Großmühlen und anderen Sehenswürdigkeiten.
1923 wurde den 54 Gefallenen des 1. Weltkrieges ein namentliches
Ehrenmal errichtet und der damalige Amtsvorsteher Vielhauer und der
Kyffhäuserhauptmann Pöch die Gedächtinsansprachen hielten, das
Denkmal wurde nach dem 2. verlorenen Weltkriege von der polnischen
Miliz zerstört.
Die häufigsten Namen in unserer Gemeinde waren Rotter, und um
Verwechselungen zu vermeiden gab es Beinamen wie Pawel-Rotter,
Burkert-Rotter, Rotter-Naz, Rotter-Kulla usw. und die anderen
wurden eben gleich mit Vornamen angesprochen.
Die Söhne aus der Gemeinde leisteten größtenteils ihre
Militärdienstzeit bei den Leobschützer Grünen Graf Götzenhusaren, oder bei
den Braunen Husaren oder Dragonern in Öls oder Ohlau, oder
bei den 2. Schlesischen Ulanen in Gleiwitz, auch bei Garde- und
Infanterieregimentern.
Nach der Chronik ist Sauerwitz eine uralte Siedlungsstätte,
was die Urnenfunde bestätigen. Schon in der slawischen Periode
bestand hier ein Rittergut und Schloß und mährische Landarbeiter die
in primitiven Hütten wohnten und ein kärgliches Leben führten.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts kamen deutsche Siedler,
kultivierten das landschaftlich schöne Trojatal und aus der Fruchtbarkeit
entstand auch die Gemeinde Sauerwitz, und im Jahre 1377 wird der
Ort Subric genannt. Ungewiß ist, wann die noch heutige Kirche im
Barockstil erbaut wurde. Auch die vielen in Stein gehauenen
Grabdenkmäler vergangener Adelsgeschlechter weisen auf ein hohes Alter hin.
Vom Jahre 1414 war das Gut in den Händen der Ritterfamilie
Rzuchow, deren Mitglieder in der Gruft in der Kirche beigesetzt waren.
Als im Jahre 1927 neue Fliesen gelegt wurden, wurde der Fußboden vor
dem Hochaltar freigelegt und dabei stieß man auf eine schmale Gruft
in der nur 2 Särge von Erwachsenen und ein Kindersarg standen und
am Kopfende waren Tafeln mit den Namen der Grafen von Smeskal und
Domanowitz. Zur Zeit der Gegenreformation wurde Sauerwitz nach
Bladen eingepfarrt, erst im Jahre 1802 erhielt die Gemeinde einen
eigenen Geistlichen in der Person des Kaplan Gilge und 1840 wurde
Sauerwitz, eine selbständige Pfarrei. Durch die steigende
Peronenzahl wurde die Kirche zu klein und 1896 wurde sie nach vorn und
seitlich angebaut und 1897 kam eine neue Orgel von der Firma Schlag
geliefert. 1901 wurde die Kirche innen ausgemalt mit schönen
Deckengemälden von dem Maler Klink aus Babitz und 1907 wurde der
alte Hochaltar durch einen neuen ersetzt, den der Bildhauer Ondrusch
aus Leobschütz herstellte. Die Kirche war den Apostelfürsten
Petrus u. Paulus geweiht, die Seitenaltäre der Muttergottes und der
andere dem hl. Johannnes Nepomuk.
Im 18. Jahrhundert waren im Ort 2 Güter, das im Niederdorf
gehörte einem Grafen zu Hohndorf, das Oberdorf einem Seeger mit den
Äckern. Im Niederdorf war eine Brauerei mit allem Zubehör und
war der letzte Besitzer Behr Franz und ein Pächter Lischke braute
bis um das Jahr 1906 noch das Einfachbier. Anschließend ging der
Besitz an Richard Bernhard über der nur die Gastwirtschaft weiterführte
und um 1910 der Bierkeller abgebrochen wurde, dabei wurden an der
Westseite der meterdicken Mauern drei Skelette freigelegt, die ob
tot oder lebendig eingemauert wurden und an der Ostseite ein Skelett
was von großen und starken Menschen zeugte. Die Ziegelsteine waren
um Körper und Beine sauber ausgefräßt, das Alter konnte auch nicht
festgestellt werden.
Nachdem Hitler an die Macht gekommen war und es zum 2. Weltkriege
kam und die Sache einen ungünstigen Verlauf nahm und der Russe an
der Oder stand, falls er nicht aufgehalten werden kann auch unsere
Gegend Kampfgebiet wird und jeder sich vorbereiten muß und jeder
sich für 5 bis 6 Wochen Lebensmittel bereithalten muß, denn wenn
es soweit käme, muß das Gebiet in wenigen Stunden geräumt werden,
nach dieser Zeit würden dann unsere Waffen für unseren Endsieg
eingesetzt.
Der Russe konnte leider nicht aufgehalten werden, kam über die
Oder und Leobschütz wurde schon durch Artillerie beschossen.
Am 19. März 1945 ertönten gegen Mittag die Feuerhörner und es war
ja angesagt, daß nach diesem Zeichen schnell abgerückt werden muß.
Der Ortsgruppenleiter, Bürgermeister und Amtsvorsteher Schopp Emil
bestimmte, daß um 2 = 14 Uhr alles abrücken muß, er und gegen 30
Gespanne sich ihm anschlossen, zur angesetzten Zeit abfuhren, ständig
weiter fahren mußten, durch den Sudetengau bis an die Bayrische
Grenze kamen und nach dem Zusammenbruch wieder zurück mußten und
durch die Tschechen alles verloren. Die meisten hatten sich aber
besprochen erst in den Abendstunden abzufahren, da der Russe gute
Einsicht auf die Abfahrtstraße hatte und durch einen evtl. Beschuß
alles aus gewesen wäre. Wir rückten dann wie besprochen ab und kamen
über Saliswalde, Türmitz, Jägerndorf bis Großraaden, Freudental und
Umgebund, wo uns der Russe am Sonntag dem 6. Mai überrollte. Es wurde
am nächsten Tage angesagt, daß jeder wieder dahin muß wo er herkam
darauf hin hatte unser Herr Pfarrer Beigel, Herr Vielhauer und andere
besprochen, daß wir am 10. Mai, Christi Himmelfahrt nach Hause fahren
und dann auf dem Nachhauseweg vielen ihre mitgeführte Habe
abgenommen wurde, manchen auch die Gespanne, so daß wir von ca. 260 Pferden
mit 106 zu Hause ankamen, die Kuhbauern waren doch auch mit ihren
Gespannen, ließ man fahren wurden nur teilweise ihrer Habe erleichtert.
Vergewaltigungen kamen oft vor und noch mehr als wir zu Hause waren.
Am 22. und 23. März 45 wurde in und um unseren Ort schwer gekämpft,
ca 1/3 unserer Gemeinde durch Beschuß und Brand zerstört und 76
deutsche Soldaten lagen noch von den Kämpfen an gen. Tagen auf den
Feldern und im Ort, die von uns erst beerdigt wurden z.T. nach dem
Friedhof gebracht, wo nicht möglich an Ort und Stelle beerdigt. Bei
unserer Vertreibung war es mir möglich eine Liste von 24 Gefallenen
aus den Soldbüchern und 22 der Erkennungsmarken mitzubringen, die Nr.
der Erkennungsmarken reichte ich über die hiesige Stadtverwaltung
nach Berlin Frohnau ein und wurden die Angehörigen benachrichtigt,
während ich die namentlichen Angehörigen persönlich benachrichtigte,
von den übrigen 30 weiß natürlich niemand wer sie sind und woher,
ungefähre Aufzeichnungen der Gräber habe ich noch. Von den vierzehn
zurückgebliebenen Personen fanden 8 den Tod und waren nur oberflächlich
verscharrt, einige lagen noch so, Hanisch Leo lag in der Traufe
und auf ihm eine Nähmaschine, die man wohl durchs Fenster auf ihn
geworfen hatte, Frau Wicha und ihre Tochter blieben vermißt.
Russische Räuberautos suchten oft unseren Ort heim bei Nacht und
raubten wo noch irgend etwas zu holen war, vergewaltigten Frauen
und verzweifelte Hilferufe schallten durch die Nacht.
Am 8. August 45 wurden die meisten Besitzer mit Frau und Kindern
auf die Straße gejagt, von der polnischen Miliz, jeder durfte
mitnehmen was er tragen konnte und auch dies wurde z.T. noch aus der
Hand gerissen und ganze Familien wurden in ein Zimmer in kleinen
Häusern gesteckt, weil die Besitzungen den ankommenden Polen
zugeteilt wurden. Es gab keine Behörde und keine Stelle wo dagegen
etwas unternommen werden konnte. Die polnische Miliz, größtenteils
besoffen, diktierte alles. Nach der Ernte wurden kleine Mengen
an Getreide oder Mehl ausgegeben und sonst nichts, wer weiter leben
wollte mußte beim Dreschen etwas mitnehmen, was aber streng verboten
war, den Winter über wurde mit zusammengedrehten Strohbüscheln geheizt.
Zur Kartoffelernte wurden pro Kopf 75 Pfd. ausgegeben.
Jedenfalls eine furchtbare Zeit, die wir größtenteils überstanden
haben bis wir am 15.7.46 unsere Heimat verlassen mußten und in
Niedersachsen untergebracht wurden.
Kurzbericht der Gemeinde Sauerwitz,Krs. Leobschütz,Oberschlesien.
Schreiber unbekannt.