Dreihundertsiebzigjährige Grabsteine erzählen Ortsgeschichte.
Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde Mährens
Franz Heisig, Stadt Olbersdorf:

Die Kirche zu Sauerwitz (Schlesien) birgt drei Grabsteine aus den Jahren 1567 und 1570. Die Jahreszahl des dritten Grabsteines ist leider nicht erkenntlich. Der älteste Grabstein befindet sich in der Nähe des Hauptaltares und hat folgende Inschrift: "Im Jahre 1567 am Mittag des Tages des heiligen Gregor starb in Christus dem Herrn die Edelfrau Katharina Karwinska von Karwin, Gemahlin des Edelherrn Johann Scheliha von Rzuchow und auf Sauerwitz, deren lieber Seele Gott der Herr um Christus seines geliebten Sohnes Willen, unseres Erlösers und Fürsprechers, gnädig sein wolle. Amen." Außer dieser Inschrift sieht man auf der Grabtafel die vier Buchstaben K.K.Z.K. und das Wappen der Verstorbenen. Es sind dies drei Schleifen, die in der Mitte sich vereinigen und die Form von drei Achten haben.

Die beiden anderen Grabsteine sind in den Wänden der im Jahre 1896 erbauten Sakristei eingelassen. Ihre In- bezw. Umschriften haben folgenden Wortlaut: "Im Jahre 1570 nach Heilige drei Könige ist in Christus dem Herrn des Sonntags der Edelgeborene Herr Herr Georg Scheliha von Rzuchow und auf Sauerwitz gestorben. Seiner lieben Seele wolle Gott der Herr gnädig sein. Amen." Sieben Zeilen des Textes stehen untereinander, das Übrige ist Umschrift. Der untere Teil der Grabtafel ist reliefartig mit dem Wappen verziert. Man sieht eine Mondsichel in waagerechter Lage, beide Spitzen des Mondes nach oben und die Rundung nach unten gerichtet. Oben ist ein Ritterhelm mit Federbusch. Das Ganze umgibt ein Schmuckrahmen.

Der dritte und größte Grabstein (Größe 80 mal 180 Zentimeter) zeigt das Reliefbildnis des verstorbenen Johann Scheliha von Rzuchow. Darauf ist zu lesen: "Im Jahre .... (die Jahreszahl fehlt) ist gestorben der Edelherr Herr Johann Scheliha von Rzuchow und auf Sauerwitz ist hier begraben. Seiner Seele wolle Gott der Herr gnädig sein und sie in sein heiliges Reich, daß heißt zum ewigen Leben aufnehmen. Amen." Das Reliefbild ist mit einigen Wappen, u.a. mit der Mondsichel, einen Vogel und den drei Schleifen verziert. Die rechte Hand des Ritters trägt sein Wappenbild - Mondsichel. Der Ritter ist ohne Kopfbedeckung, der Helm liegt neben dem rechten Fuße.

Über die ersten Herrschaftsbesitzer von Sauerwitz ist uns nichts urkundliches bekannt. Scheliha Rzuchowa war der Beiname einer alten polnisch-schlesischen Familie. Über diese Familie hat Paprocki in seinem Stammbuche ausführlich berichtet. In Mähren kamen die Scheliha (Scheligovie) schon in den Jahren 1391 bis 1451 vor. Sie waren damals im Besitze von Tlustomasty = Stolmütz. So der Jeschek Scheliga = Scheliha, Erhard und sein Sohn Hans Scheliha. Ein anderer Zweig hatte den Beinamen Scheliha von Rzuchow. Von dieser Familie berichtet ausführlich Siebmacher, der Adel in Östreich Schlesien und Adel von Östreich. Von 1414 ab war das Gut Sauerwitz im Besitze der Familie Scheliha von Rzuchow. Deren Mitglieder ruhen zum Teil in der Gruft der Sauerwitzer Kirche. Zu Beginn der Kirchentrennung traten die Scheliha zum Protestantismus über. Im Jahre 1629 war Wenzel Scheliha Besitzer der Herrschaft Sauerwitz. Ihm gehörten auch die Güter Rosen, Hohndorf und Wanowitz. Wegen seines Übertrittes zur neuen Lehre wurde er vom Kaiser der genannten Güter für verlustig erklärt. Ein Jahr später (1630) kaufte der Freiherr von Herberstein diese Güter für 12.000 Taler. 32 Jahre später 1662 wurde sein Schwiegersohn Wengersky von Ungerschütz Besitzer der Herrschaft Sauerwitz, und nach dessen Tode übernahm seine Witwe das Gut. Sie verkaufte es an den Grafen Heinrich Josef von Smeskal und Domanowitz. Dessen Gemahlin war die Tochter des Grafen Cajetan von Würben (böhmisch Wrbna). Josef Wenzel Graf von Würben und Freudenthal wird im Jahre 1760 als Besitzer der Herrschaft Sauerwitz genannt. Ihm gehörten auch die Güter Rosen, Deutsch Neukirch, Wanowitz und Hohndorf. Da er jedoch übermäßigen Aufwand trieb, viel Geld durch seine Freigebigkeit verschwendete und hohe Summen im Kartenspiel verlor, geriet das Vermögen des einst reich begüterten Mannes in Verfall. Es kam zum Zwangsverkauf, und im Jahre 1808 erwarb die Gemeinde das Gut Sauerwitz. Mit dem Schosse wußte man wohl nichts anzufangen, denn "das alte Schloß" wurde niedergerissen. Als Überbleibsel sollen noch die Kellerräume des Schlosses vorhanden sein.

Über die Entstehung des Namens Sauerwitz läßt sich noch folgendes sagen: Der Ort ist eine alte Siedlung und dürfte über 600 Jahre bestehen. Denn im Jahre 1377 hieß das Dorf Subericz. Abgeleitet ist diese Bezeichnung von dem Personennamen Zubr = Subr. Dies bedeutet Auerochs. Durch Weglassung des Buchstabens "b" entstand Surwitz. Zur ist als oberschlesisches Nationalgericht bekannt und wird aus Sauerteig hergerichtet, den man jedoch nicht aus feinem Roggenmehl, sondern aus dem groben, mit der Handmühle gewonnenen Mehl macht. Durch Übersetzung des Wortes Zur = Sauer(suppe) ist die Ortsbezeichnung Sauerwitz entstanden.

Das Wappen der ehemaligen Herrschaftsbesitzer von Sauerwitz ist ein Schild mit rotem Grund, darauf ein gelber Halbmond, mit den Hörnern nach oben. Auf dem Halbmond ist ein Kreuzchen. Als Verzierung dient ein Strauß Pfauenfedern. Der Mond auf dem Schild war oft ohne Kreuzchen. So auf dem Petschaft des Wenzel Scheliha von Rzuchow auf Wanowitz und Buchwaly-Hohndorf.


Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde Mährens
Brünn 1944, 46. Jahrgang 1944, Heft 1